Das Problem und die Lösung
sind hinlänglich bekannt, nämlich die Verwirbelungen an der oberen Scheibenkante und der damit verbundene Lärm im Helm und die Hinterlüftung der Scheibe um diesen Effekt zu mindern. Die Originalscheibe der Integra ist zwar diesbezüglich recht gut, aber optisch leider nicht ansprechend.
Nachdem die wesentlich schönere MRA Tourenscheibe "TM" ab Bj. 2012 leider starke Verwirbelungen erzeugt, habe ich nach längerem Nachdenken und Recherchen die optimale Lösung gefunden und die Arbeitsschritte dokumentiert falls es jemand nachbauen will. Fortgeschrittene Heimwerkerkenntnisse und gutes Werkzeug sind erforderlich!
Es gibt 2 Teile der Anleitung
der 1. Teil befasst sich mit der Hinterlüftung der Scheibe, der 2. Teil mit der Optimierung des Luftstroms hinter der Scheibe.
Material für Teil 1 & 2:
MRA Tourenscheibe "TM" 12-
MRA X-creen-Touring- Aufsatz "XCTA" (optional ohne Klemmen)
BRUUDT Windschildverstellung
Navihalterung von Motoptional
1 Plexiglasscheibe ca. 20cm x 35cm, 3mm dick (Baumarkt)
Werkzeug:
Stichsäge mit Metallsägeblatt oder Feinsägeblatt für Kunststoff
Bohrmaschine mit Metallbohrern
Schrupp- und Schlichtfeilen
Schleifpapier 80/120
Dremel oder ähnliches Minitool mit Polierscheibe
biegsames Lineal
Bleistifte, Filzstift
Papierklebeband (Abdeckband)
Pappe, Papier
TEIL 1 - Die Hinterlüftung der Scheibe
Ein Loch für die Hinterlüftung in die MRA Tourenscheibe schneiden
Dazu den gewünschten Bereich großzügig mit Papierklebeband abkleben. Das schont die Scheibe beim bearbeiten und man kann gut darauf zeichnen.
Wenn man die Schraubenlöcher als Referenzpunkte nimmt, kann man durch abmessen das Loch der Originalscheibe recht gut replizieren. Muss aber nicht genau sein, ich habe es etwas größer gemacht. Form und Größe sind natürlich Geschmackssache, ich werde das Loch im Winter wenn mehr Zeit dafür ist noch etwas größer machen. Ein biegsames Lineal ist beim anzeichnen sehr hilfreich!
Innerhalb der Markierung für das Loch an den Eckpunkten Löcher bohren um die Stichsäge ansetzen zu können. Am besten zuerst mit kleinem Bohrer (2mm) beginnen und dann aufbohren, damit sich der große Bohrer nicht verläuft oder festbeißt und das Material splittert! (sehr hart und spröde!)
Ein Fein- oder Metallsägeblatt und erhöhte Schnittgeschwindigkeit sind unbedingt erforderlich damit man nicht hängenbleibt, da das Material wie erwähnt sehr spröde ist! Je genauer man schneidet desto mehr feilen erspart man sich nachher.
Wenn das Loch fertig aber naturgemäß ungenau ist, sollte man zuerst die Symmetrie feststellen. Dazu ein Stück Papier über dem Loch mit Bleistiften oder Holzstäbchen fixieren. Dann mit einem weichen Bleistift über die Kante des Lochs fahren, dadurch beginnt sich die diese deutlich abzuzeichnen.
Das Papier abnehmen, Kante nachzeichnen und zur besseren Sichtbarkeit die ursprünglichen Bleistiftstriche wegradieren.
Den Umriss mit einem scharfen Messer ausschneiden und das Papier so falten das die Löcher sich decken - so sieht man die Fehler sehr schön.
Wer seine Tischplatte schonen will legt einen starken Karton unter
Jetzt schneidet man die überstehenden Teile der Unterseite ab, dreht das Papier um und macht das Ganze nochmal bis nichts mehr übersteht, eventuell die Schnittkanten mit einem Lineal korrigieren wenn Sie wellenförmig sind. Kleine Abweichungen muss man nicht ausbessern, da beim späteren bearbeiten mit einer breiten Feile diese von selbst verschwinden, das bedeutet das die Schnittkanten am Papier nicht unbedingt sauber geschnitten sein müssen!
Danach wird das Ergebnis auf die Scheibe übertragen. Dazu das Papier wieder mit den Bleistiften auf der Scheibe befestigen und mit einem Filzstift Papier und Scheibe entlang der Umrisse anmalen.
Dadurch entsteht eine Markierung auf der Scheibe die man noch wegfeilen muss.
Am besten mit einer möglichst breiten Feile, weil dadurch gerade Flächen entstehen. Die Rundungen (Ecken) natürlich mit einer passenden Rundfeile. Wer ganz sicher gehen will das die Symmetrie 100%ig ist, kann den Vorgang mit einem neuen Blatt Papier wiederholen - ich hab es mir erspart
Die Kanten sind nach Fertigstellung noch mit einer kleinen feinen Feile gleichmäßig zu entgraten, am besten in einem Winkel von 45Grad. Dann mit Schleifpapier (80 und 120) die Bearbeitungsspuren der Feilen entfernen und mit einem Dremel und einer Mini-Polierscheibe glatt polieren.
Immer darauf achten das die Oberfläche der Scheibe unversehrt bleibt, Kratzer sind schwer bis gar nicht zu entfernen!
Am besten viel Zeit nehmen und langsam und konzentriert arbeiten.
Wer sauber gearbeitet hat wird feststellen das die Hinterlüftungsöffnung recht manierlich aussieht
Das Ergebnis ist nach einer ersten Probefahrt schon recht gut, aber es geht noch besser
TEIL 2 - Die Optimierung des Luftstroms hinter der Scheibe
Leider ist der Bereich hinter der Scheibe zum Fahrer hin gekrümmt, das dürfte dem Design geschuldet sein, ist aber strömungstechnisch kontraproduktiv, da so der Luftstrom nicht direkt zum oberen Scheibenrand gelenkt wird. Bei der neuen Africa Twin ist dort ein etwas gebogenes Kunststoffteil das die Luft zur Scheibe hin umlenkt. Also muss diese gebogene Fläche strömungstechnisch eliminiert werden. Ich habe dies mit einer klaren Plexiglasplatte gelöst, die davor geschraubt wird.
Da die Schraubenlöcher der Scheibe nicht in einer Ebene sind sind, müsste man das Plexiglas an den Rändern entsprechend verformen, das scheint mir aber zu aufwendig und kompliziert wenn man davon keine Ahnung hat (so wie ich )
Praktischerweise hatte ich bereits den Navihalterung von Motoptional der das Problem löst, da er entsprechend geformt ist.
Zuerst fertigt man aus Karton eine Schablone an. Dazu einfach den zusammengeschraubten Navihalter auf ein Stück Karton legen, die Form nachzeichnen, ausschneiden und dann den Halter wieder montieren. Die Schablone eventuell nachbessern.
Wichtig sind die beiden Markierungen, die auch auf die Plexiglasscheibe übertragen werden sollten damit die Position immer gleich bleibt (wichtig bei Korrekturen), sie dienen auch der Positionierung beim späteren bohren der Löcher.
Die untere Rundung sollte der Kante der Karosserie folgen, ist einfach am schönsten...
Das übertragen der Schablone und ausschneiden der Plexiglasscheibe erspare ich mir da selbsterklärend, im Prinzip gilt das selbe wie für das Windschild (Kanten entgraten nicht vergessen)
Dann werden Löcher für die Befestigung der Plexiglasscheibe in den Navihalter gebohrt. Die äußeren Löcher sollten einen Abstand von ca. 2cm zum Ende haben. Wer den Rahmen nicht als Navihalter benötigt, kann die Enden abschneiden (roter Strich)
Es werden 2 Stück 1,5cm breite und 15cm lange Stücke des selben Plexiglases benötigt, die man auf der Unterseite so mit der Scheibe verklebt, das die Mitte dem mittleren Schraubenloch des Navihalters entspricht, das man vorher hoffentlich mittig gebohrt hat. Hier kann man sich mit der Kartonschablone behelfen um die Position der Streifen zu markieren. Ich habe zum ankleben transparentes Pattex verwendet, wer einen besseren Kleber weiß darf mich gerne belehren!
Wen die Klebung fest ist, werden entsprechend den Löchern des Navihalters seitlich die Schraubenlöcher eingebohrt. Der Durchmesser entsprechend den Schrauben die man zur Verfügung hat - natürlich aus rostfreiem Edelstahl.
Zusätzlich habe ich um die Verklebung zu sichern noch neben jedes Schraubenloch je eine kurze Schraube von vorne eingesetzt.
Dies sollte man auf alle Fälle tun bevor man die Halteschrauben probeweise eindreht, damit die Klebung nicht aufgerissen wird!
Danach habe ich den Bereich der aufgeklebten Plexiglasstücke schwarz lackiert - ist einfach schöner
Und so sieh das ganze dann zusammengebaut aus
Montage:
Zuerst die "Pom Scheiben" aus dem Set des Bruudt Scheibenverstellers -> roter Pfeil
Dann den Navihalter -> blauer Pfeil
Zuletzt den Bruudt Scheibenversteller -> gelber Pfeil
(dazu bitte die "Anmerkungen zur Montage" am Schluss lesen)
Dadurch das der untere Teil der Plexiglasplatte nicht befestigt ist kann er durch Vibrationen auf der Karosserie anschlagen, ich habe daher selbstklebende Gummiteile an den entsprechenden Stellen angebracht. Die Stellen kann man feststellen wenn man die Platte nass macht und hinunterdrückt, dann werden die sie sichtbar.
Der Luftkanal von oben gesehen, zur Verdeutlichung blau markiert
Hurra! Fertig!
Anmerkung zur Montage
Wer die Gummimuttern in der Karosserie beleidigt hat, braucht nicht die teuren von Honda kaufen um sie zu ersetzen, die M5 Muttern von Louis kosten viel weniger, passen perfekt und scheinen mir auch noch wertiger als die Originale.
Der Windschildversteller von BRUUDT bringt den nötigen Abstand zwischen Windschild und Plexiglasscheibe, schafft einen Kanal für den Luftstrom und ist zudem recht nützlich zur Feineinstellung. Die "POM Scheiben" die beim BRUUT Set dabei sind habe ich durch weiche Dichtungsscheiben für Wasserhähne ersetzt, dadurch werden die Schrauben der Scheibe beim herunternehmen festgehalten und die Montage wird auch erleichtert.
Daher habe ich die harten POM Scheiben für zusätzlichen Abstand verwendet und gleichzeitig werden die Gummimuttern optimal hineingedrückt, was bei den Langlöchern des Navihalters leider nicht der Fall ist.
Der zusätzliche Spoiler von MRA ist empfehlenswert für Leute die so wie ich 1,86 gross sind da die MRA Tourenscheibe nicht sehr hoch ist (52cm). MIt Spoiler werden daraus 60cm und mit dem langen X-creen Gelenk sogar ca. 67cm. Ausserdem verstärkt er die Hinterlüftung zusätzlich, was ohne das Loch in der Scheibe interessanterweise nicht der Fall war, der Spoiler allein bewirkt kaum etwas.
Einige haben berichtet das bei der MRA Tourenscheibe die Spiegelarme anstossen - einfach mit einem 14mm Schraubenschlüssel lösen und zurückdrehen - ein Abstand von 5mm zur Scheibe ist ausreichend.
Das Ergebnis
Ja, ja und nochmals ja, es hat sich ausgezahlt. In der jetzigen Konfiguration kann ich bis 80Km/h das Visier offen lassen und erst bei einem Tempo darüber sind leichte Windgeräusche zu hören, darunter fast nichts. Wenn man die Hand hinter die Scheibe hält spürt man trotz Handschuh deutlich den aufsteigenden Luftstrom! Der verwirbelungsfreie Bereich ist deutlich größer als mit der Originalscheibe und reicht bei mir bis zur Helmoberkante.
Außerdem habe ich endlich einen würdigen Platz gefunden wo ich mein 35 Jahre altes Honda Emblem montieren kann
LG Mike